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work-consume-be silent-die: Vernissage

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Ausstellung

work-consume-be silent-die

Endlich ist es soweit und meine nächste Ausstellung kündigt sich an: Am 11. April  lade ich euch herzlich zur Eröffnung der Ausstellung work-consume-be silent-die im Kunstverein Bad Godesberg ein. – Dieses mal stelle ich nicht alleine aus, mit dabei ist meine Künstlerfreundin Kristina Salamon-Afif mit der ich zusammen diese Ausstellung konzipiert habe. – Da ich derzeit in den USA bin kann ich leider nicht an der Vernissage teilnehmen, würde mich aber freuen, wenn ihr Kristina künstlerisch unterstützen würdet!

Vernissage

Vernissage

Worum es in der Ausstellung geht:

Konzept  – „Work – consume – be silent – die“

Die Künstlerkooperation Kristina Salamon-Afif (Malerei und Zeichnung) und Julia T. Scho (Fotografie)beschäftigte sich zunächst mit dem Themenkomplex „Stille“. Die Hintergründe von Stille und Implikationen, die das Thema evoziert, wurden im künstlerischen Diskurs eruiert und erarbeitet. Im Rahmen Ihrer künstlerischen Arbeit stieß Julia T. Scho auf den Slogan „Work – consume – be silent – die“ in Form eines Street Art Graffitis in Avignon in der Provence. Der aus den 1970er Jahren stammende Slogan beschreibt in authentischer Weise unsere heutige Lebensrealität und kritisiert die Konsumkultur. Anregt durch die daraus entstandene Fotografie erfuhr das Arbeitsthema eine Aspekterweiterung im künstlerischen Denken. Nun war nicht nur die Stille von Bedeutung, sondern auch ihre Gegensätze, und die damit verbundenen Assoziationen traten in den Fokus der beiden Künstlerinnen. In der Ausstellung wird der „Austritt des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“ gezeigt. Anhand des Portraits eines Mannes, der über der Stadt und über den Dingen steht, verdeutlichen die Künstlerinnen, dass es einen Ausweg aus:  „Work – consume – be silent – die“ gibt, hin zu einer anderen Form des Seins. Das Künstlerduo hinterlässt mit der Fotografie einer leeren U-Bahn Station in Paris eine Leerstelle im Diskurs. Der Mensch hat nun die Wahl, ob er sich weiterhin dem Konsum, der Arbeit, der Unmündigkeit und dem Dahinsiechen hingibt, oder ob er sich abwendet und einen Gegenentwurf wagt.

So manifestieren sich in den Bildern und Fotografien bewusst die Konsequenzen aus dem Handeln des mündigen Menschen, der von nun an sein Schicksal selbst in die Hand nimmt und sich nicht fremd determinieren lässt. Mit dem Austritt aus dem Nützlichkeitsdenken, dem Dasein als bloßer Funktionsträger wird ein Raum geschaffen, in dem er wieder frei agieren kann.

Die Künstlerinnen

Julia T. Scho nähert sich dem Thema mit einer klaren Bildsprache: Die vier Fotoserien (á drei Fotografien) werden durch drei Fotografien zu Beginn der Werkreihen ergänzt. – Die erste Fotografie liefert den Titel des gemeinsamen Kunstprojektes und hebt,  provokant gesagt, darauf ab, wie sich die derzeitige Lage der Menschheit darstellt: Arbeiten, konsumieren, keine Stimme erheben und sterben. Aus dieser Ohnmacht des Menschen erklärt sich die zweite Fotografie der Reihe: ein Mann tritt aus der amorphen und systemkonformen Masse aus und begibt sich auf einen erhöhten Standpunkt. Von dort ist er keine Marionette mehr, sondern durchschaut das System und seine sich selbst erhaltenden Faktoren. Er will ausbrechen.

Als nächstes folgt das Foto einer leeren U-Bahn Station. Es bildet mit Absicht eine Art Leerstelle im fotografischen Diskurs. Hier kann der Betrachter verweilen und sich selbst die Frage stellen, ob er weiterhin getreu dem Motto der Ausstellung leben möchte, oder ob er auch den Ausstieg wagt und einen neuen erhöhten Standpunkt sucht von dem aus er, im Sinne des Poststrukturalisten de Certeaus eine Art Meta Ebene einnimmt und die Strukturen, welche dem Leben zugrunde liegen, erkennt.

Die folgenden vier Fotoserien zeigen in sehr klaren und strukturierten Bildern, dass ein Ausweg die bloße Symmetrie des Seins sein könnte. Einfache klare Formen – Strukturen des Lebens wirken befreiend, losgelöst von allem, zeigen sie doch immer nur einen Ausschnitt und entschleunigen so.

Man mag auch an Jean Pauls Erzählung von Schulmeisterlein Wutz und seinem Vollglück in der Beschränkung denken. Einer Figur, die sich auch mit den kleinen Dingen im Leben zufrieden fühlt und so dem Konzept des heutigen Konsums auch diametral entgegensteht. So kann auch etwas Alltägliches, wie der Blick auf das stille Meer, ein Straßenschild oder ein Stück Rasen „zum Gefäß einer Offenbarung werden“ (Hofmannsthal: der Brief Lord Chandos) und zu einer Art Transzendierung des Lebensgefühls in einem wortlosen Moment werden.

Ob also in der Natur, der Spiritualität oder Alltäglichem, überall kann der Mensch hin ausbrechen und sich neu erfinden und die Stille – Unmündigkeit durchbrechen.

Julia T. Scho inszeniert ihre grafischen Fotografien auch in ihrer Repräsentationsform als Teil  des Mottos: work – consume – be silent – die. Sie wählt für ihre Drucke kein typisches Künstlerpapier oder Bilderrahmen, sondern zeigt ihre Fotografien auf Leinwand gedruckt, an Kleiderbügeln befestigt. Diese Form der Hängung ist nicht nur originell, sondern macht in einer „Fußnote“ auf die vergängliche Konsumkultur der heutigen Zeit aufmerksam. Dennoch sind die Fotografien einzigartig und somit keine Ware von der Stange. Die Fotografien und ihre Art der Präsentation bilden einen gewollten Kontrast, der zum Nachdenken anregen soll.

Kristina Salamon-Afif setzt sich künstlerisch auf zwei unterschiedliche Arten mit der Thematik auseinander. Ihre meist nur andeutungsweise ausgeführten Zeichnungen auf grauem Untergrund fixierte sie auf einer schwarz lackierten Trägerplatte, wobei der dadurch erzeugte Kontrast das Gezeichnete noch deutlicher hervorstechen lässt. Die sparsam gesetzten, prägnanten Formen bestehen größtenteils aus Strichen, Linien, Kreisen und Punkten, zwischen denen sich zahlreiche bewusst frei gelassene Partien befinden. Bezüglich der Farbigkeit dominiert die schwarze Linie, wobei jedoch auch stellenweise Rot-, Grün- und Blautöne verwendet wurden. Abstrahiert und auf das Wesentliche reduziert, lassen die Formen und Linien einen Raum für Fragen, Gedanken, Assoziationen und Identifikationen offen. Die Formen erzeugen eine vieldeutig lesbare Zeichensprache, die mit den Erfahrungen und Erwartungen des Betrachters an die wahrgenommenen Elemente spielt. So verweist das Werk „Rationalisierung“ aus der Bilderserie „Lebenszyklus“ sowohl auf das „Eingepresstsein“ des Menschen in gesellschaftliche Formen, könnte aber auch als von ihm mühsam zusammenzufügende Puzzleteile (Lebensaufgaben) verstanden werden. Hier tritt die Misere des modernen Menschen zutage, der in eine Gesellschaft mit festen Erwartungen hineingeboren wird, den Lebensweg unter reinen Aspekten der Nützlichkeit plant, oftmals nicht den Ausbruch aus seinem Rationalisierungsdenken und seiner Konsumhaltung wagt und es am Ende seines Lebens bereut …

In den Acrylgemälden liefert die Künstlerin nun den Gegenpol zur hektischen Betriebsamkeit unserer Zeit: weiche, organische Linien, sparsam angedeutete Motive, fließende Übergänge, sanfte Farbgebung. Die einzelnen Bildbestandteile werden durch dunkle Konturen voneinander abgegrenzt. Innerhalb des einzelnen Bildelements verschwimmen jedoch die Farben miteinander, indem  Modulationen und fließende Übergänge geschaffen werden; jedoch ist der sanfte Pinselduktus weitgehend zu erkennen. Die Bilder sind in dezenten Farbtönen gehalten, die an vielen Stellen mit Weiß aufgehellt wurden. Die Gemälde wecken Assoziationen zur Natur, wobei sie eine Atmosphäre der Ruhe und des Innehaltens erzeugen. Bei den Gesichtsdarstellungen verzichtet die Künstlerin sogar komplett auf bunte Farbtöne, so dass den Schwarz-Weiß-Gemälden jegliche überflüssige Energie entzogen und ein Zustand der Stille hergestellt wird.

Der Betrachter kann während des Anschauens zur Ruhe kommen, sich Zeit nehmen, die Gedanken fließen lassen, innere Prozesse in Gang bringen. Er ist demnach nicht nur Konsument, sondern auch Gestalter des künstlerischen Prozesses, indem er die Bilder nämlich in seinem eigenen Kopf wirken lassen und weiterentwickeln kann.

Viel Spaß bei der Ausstellung!

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